Am Sonntag werden nicht nur der Bundes- und der Landtag gewählt. In Pasewalk geht es auch darum, wer als Bürgermeister in den kommenden acht Jahren die Verwaltung leitet und die Geschicke der Stadt mitbestimmt.
Aus diesem Grund, hat der Nordkurier mit unserer Bürgermeisterkandidatin Sandra Nachtweih ein Interview geführt.
Was beeindruckt Sie so stark an Pasewalk, dass Sie Bürgermeisterin der Stadt werden möchten?
Ich bin vor über 20 Jahren in die Nähe von Pasewalk gezogen. Hier habe ich mich nicht nur in meinen Mann verliebt, sondern auch in die Region. Von Anfang an habe ich mich vor Ort in Pasewalk engagiert, zum Beispiel war ich seit 2005 Vorsitzende des Leistungsschauvereins. Aus diesem Antrieb heraus, etwas zu gestalten, kandidierte ich im Jahr 2014 als Bürgermeisterin und möchte natürlich die begonnenen Projekte weiter fortsetzen und begleiten.
Warum sind Sie die geeignete Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin?
Ich glaube, es ist mir gelungen zu beweisen, dass ich das Amt der Bürgermeisterin sehr gut ausfüllen kann. In den vergangenen sieben Jahren konnte ich ein großes Netzwerk nicht nur hier vor Ort, sondern auch in die Kreis-, Landes- und Bundespolitik aufbauen, um dieses für die gute Entwicklung von Pasewalk nutzen zu können. Insbesondere ist es mir gut gelungen, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Stadtvertretern aufzubauen. Dort wird um die Themen für die Stadt gerungen und nicht gegeneinander zwischen Politik und Verwaltung, wie Pasewalk es schon einmal erlebt hat.
Welche drei Sehenswürdigkeiten würden Sie jenen Bürgern zeigen, die das erste Mal Pasewalk besuchen?
Als Erstes ist ein Besuch bei unserer St. Marienkirche auf dem Plan. Diese Kirche ist nicht nur weit zu sehen, sondern sie steht für den „Kampfwillen“ der Pasewalker, die nach dem Einsturz des Turmes in den 80er- Jahren für den Wiederaufbau gerungen haben. Ebenso würde ich das Pasewalker Lindenbad den Besuchern zeigen. Auch dieses Bad steht für die Kraft der Menschen vor Ort. Diese haben sich nicht nur vor 50 Jahren für den Bau des Lindenbades eingesetzt, sondern auch für die Sanierung vor etwa 15 Jahren. Als Drittes empfehle ich einen Spaziergang entlang der Ringstraße. Die meisten historischen und mittelalterlichen Bauten sind dort zu finden und spiegeln das Auf und Ab in unserer Stadtgeschichte wider. Wenn ich Besucher im Rathaus habe und es sich einrichten lässt, führe ich sie mit Stolz diese Straße entlang.
Nennen und begründen Sie drei Ideen – eigene oder bereits vorhandene – die Sie persönlich in der kommenden Legislaturperiode unterstützen und für wichtig halten, damit sich Wirtschaft und Tourismus in Pasewalk weiterentwickeln.
Für die touristische Entwicklung werden wir das Hauptaugenmerk weiter auf den Radweg Berlin-Usedom und die Uecker legen. Dort ist als Erstes die Aufstellung des Bebauungsplanes am ÖKUTZ zu nennen, als Zweites die Sanierung der Ueckerstützwand, als Drittes die Herstellung des Caravanstellplatzes auf dem Gelände der ehemaligen Stärkefabrik und als touristischer Leuchtturm die weitere Entwicklung des Erlebniszentrums Lokschuppen einschließlich der Optimierung der touristischen Ausschilderung in der Stadt.
Für die wirtschaftliche Entwicklung werden wir die enge Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsfördergesellschaften des Landes und des Landkreises und des Wirtschaftsministeriums fortsetzen, um die Vermarktung unserer Gewerbegebiete voranzutreiben und zu entwickeln. Diese enge Zusammenarbeit trägt mit den ersten neuen Ansiedlungen in der Stadt bereits Früchte.
Mit welchen Ideen werben Sie als Bürgermeisterin dafür, dass sich junge Leute für Pasewalk entscheiden und nicht abwandern?
Wir schaffen Anreize für junge Menschen, nach ihrer Ausbildung vielfältige, gut bezahlte Arbeitsangebote zu erhalten. Ich verweise auf unsere Erfolge in der Wirtschaftsförderung. Regionale Unternehmer haben bereits jetzt in jedem Jahr auf der Ausbildungsmesse die Möglichkeit, bei unseren Schülerinnen und Schülern um Nachwuchs zu werben. Zusätzlich verfügt unsere Stadt über ein reges Vereinsleben, welches aktiv von unserer Stadtvertretung unterstützt wird. Pasewalk hat viele Angebote im kulturellen Bereich, wo natürlich noch Ausbaupotenzial besteht, zum Beispiel die erweiterte Nutzung des Historischen U für Kinovorführungen. Die Voraussetzung dafür wurde in diesem Jahr bereits geschaffen. Des Weiteren gibt es auch ausreichend Wohnraum und Baugrundstücke.
Welche Projekte wollen Sie auf den Weg bringen oder unterstützen, um die Energiewende auch in Pasewalk voranzubringen?
Die Stadt hat bereits Fördermittelanträge in Millionenhöhe gestellt, um die Umstellung der gesamten Straßenbeleuchtung – immerhin sind es rund 2000 Straßenlaternen – auf die LED-Technik realisieren zu können. Bei geplanten Neubauten und Sanierungsmaßnahmen der öffentlichen Gebäude wird der Umweltaspekt besonders berücksichtigt.
Halten Sie die millionenschwere Förderung für das Industriegebiet Berlin-Szczecin angesichts der doch geringen Zahl neu entstehender Arbeitsplätze für gerechtfertigt?
Ja, auf jeden Fall! Ich bin davon überzeugt, dass hier recht viele Arbeitsplätze entstehen, da es in Mecklenburg-Vorpommern fast keine Industriegebiete gibt, die so gut gelegen Platz für Ansiedlungen bieten. Die Steuerkraft der Stadt steigt bereits mit der ersten Ansiedlung und wird mittelfristig deutlich wachsen, so dass jeder Einwohner positive Auswirkungen des Projektes durch mehr Geld für die Vereine, die Feuerwehr, Kultur, bessere Schulen und anderes spüren wird. Nur für diesen Ausbau haben wir circa 13 Millionen Euro an Fördermitteln erhalten. Diese Mittel sind eine Investition in die Zukunft – in die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Diese Investition hat Strahlkraft in die Region. Viele unserer kleinen und mittleren Unternehmen werden ebenfalls indirekt durch höhere Nachfrage profitieren. Diese Zukunft hat bereits begonnen mit der ersten Ansiedlung von der Firma TOP-Regal, aber auch Huberpflug. Zusätzlich finden aktuell viele Gespräche mit weiteren Unternehmen statt, die sich gern in Pasewalk niederlassen wollen und damit weitere Arbeitsplätze schaffen. Diese Chance dürfen wir uns keinesfalls entgehen lassen.
Mit welchen drei Ideen wollen Sie das kleine und mittelständische Gewerbe der Stadt stärken?
Die kleinen und mittelständischen Unternehmen werden durch Konsum und Nachfrage vor Ort gestärkt. Das heißt, dass um jeden Arbeitsplatz in der Stadt gekämpft werden muss, bei dem Geld vor Ort nicht nur verdient, sondern auch ausgegeben wird. Deshalb bemühe ich mich so intensiv um die Ansiedlung weiterer Unternehmen in unserer Stadt und halte das neue Industriegebiet für ein Schlüsselprojekt der Wirtschaftsförderung. Ich kämpfe auch als ehrenamtliches Kreistagsmitglied vehement darum, dass die Kreisverwaltung ihren Standort gut besetzt hat, das Jobcenter vor Ort tätig ist oder auch unsere Sparkasse mit ihren vielen Arbeitskräften erhalten bleibt.
Des Weiteren hatte ich ja auch schon die touristische Stärkung angeführt, da auch unsere Besucher und Gäste vor Ort Geld ausgeben können. Als Drittes ist hier die weitere enge Zusammenarbeit mit unserem Unternehmerverein und anderen Unternehmern zu nennen, mit denen wir als Verwaltung gemeinsam Stadtfeste organisiert haben, beispielsweise zu Halloween, zu Weihnachten, den „Tanz der tausend Paare“ oder der Leistungsschau. Dies sind immer wieder Magnete von zahlreichen Besuchern in der Innenstadt, die dann gern durch die Geschäfte schlendern und Gelegenheiten zum Kauf annehmen.
Sollte Pasewalk das Ziel anstreben, ein Luftkurort zu werden?
Wenn über den aktuell angeschobenen Leitbildprozess oder über ein Tourismuskonzept herausgearbeitet wird, Luftkurort werden zu wollen, dann ist dies eine Mehrheitsentscheidung der Pasewalker, die ich unterstütze. Derzeit sehe ich dies allerdings nicht als Projekt mit hoher Priorität an, auch wenn Pasewalk über viele Grünanlagen, Bäume, Sträucher verfügt und im Vergleich zu anderen Regionen wenig Verkehrsstauungen und eine gute Luftqualität hat. Mit diesen Voraussetzungen können wir jetzt schon punkten und werben. Ich bin gegen eine Kurabgabe für Pasewalk.
Würden Sie sich dafür einsetzen, dass Pasewalk ein städtisches Hallenbad bekommt?
Eine wunderschöne Vorstellung, denn ich schwimme gerne lange Strecken und kann dies in der kalten Jahreszeit vor Ort leider nicht. So gern ich auch im Winter vor Ort schwimmen würde, ist das eine Aufgabe, die momentan nicht finanzierbar ist, ohne dass wir andere wichtige Projekte der Stadt, wie die Unterhaltung des Lindenbades, unserer Turnhallen, des Museums, des Historischen U oder auch der Bibliothek, in Gefahr bringen. Sobald sich aufzeigt, dass die Stadt eine Betreibung eines Hallenbades finanziell leisten kann, werde ich natürlich solche Pläne unterstützen.
Welche drei Infrastrukturprojekte sollten in der neuen Legislaturperiode unbedingt auf den Weg gebracht werden. Warum gerade diese?
Es müssen unbedingt mehr als drei Projekte auf den Weg gebracht werden. Zusammenfassend werde ich intensiv an folgenden Bereichen arbeiten: Sanierung der Kitagebäude und ein Kitaneubau, Sanierung der Grund- und Realschule, Neubau einer Schule auf dem Gebiet der ehemaligen Villa Stege sowie die Digitalisierung der Schulen, Straßen- und Plätzesanierung nach der von den Stadtvertretern beschlossenen Prioritätenliste. Überdies ist der Bau eines Stadtteilzentrums an der Pestalozzistraße sehr wichtig, in dem nicht nur eine Essenversorgung für unsere Schüler vor Ort erreicht wird, sondern auch der Jugendclub „Happy Together“ und andere soziale Träger und Vereine bessere Bedingungen vorfinden werden.
Warum würden Sie jedem Pasewalker empfehlen, auch nach dem Eintritt in den Ruhestand in der Stadt zu bleiben?
Die Stadt hat als Heimatort viel zu bieten: kurze Wege, gute Einkaufsmöglichkeiten, bezahlbarer und barrierearmer Wohnraum, gute medizinische Angebote, viele gepflegte Park- und Spazierwege, viele Vereins- und Kulturangebote und eine schöne naturnahe Region.
Halten Sie Pasewalk verkehrsmäßig für ausreichend an das überregionale Straßen- und Schienennetz angebunden. Sehen Sie Reserven bei der Verkehrstaktung, wenn ja wo und in welche Region?
Ich wünsche mir vor allem eine höhere Taktung der Züge nach und von Berlin oder auch die Anbindung an den Verkehrsverbund Berlin/Brandenburg und habe dazu bereits Gespräche geführt.
Halten Sie einen Stadtbus für Pasewalk für notwendig und würden Sie sich dafür einsetzen?
Die Idee ist nicht neu. Ein nur in der Stadt fahrender Bus wird nicht ausgelastet werden, jedoch sind verbesserte Busangebote für den ländlichen Raum derzeit in der Diskussion. So wird gerade der ILSE-Bus – eine Art Rufbus – in unserer Region bis Pasewalk eingeführt. Hier werde ich mich für eine intensive Einbindung des zusätzlichen Angebotes im Stadtgebiet stark machen.
Wie soll Pasewalk nach Ihren Vorstellungen in zehn Jahren aussehen?
Ich sehe eine Stadt mit glücklichen Menschen, in der es uns gelungen ist, junge Familien durch gute Arbeitsplätze, attraktive Wohnangebote, gute Kitas, gute Schulen und ein reichhaltiges Sport- und Kulturangebot zum Kommen und Bleiben zu begeistern und in der die ältere Generation aktiv sein kann und ihre Enkel in der Nähe aufwachsen sieht.
Was ist Ihre erste Amtshandlung, sollten Sie am 26. September gewählt werden?
Ich werde – so wie ich es in den letzten sieben Jahren gehandhabt habe – nahtlos weiter die Sacharbeit zum Wohle der Stadt Pasewalk fortsetzen und mich mit meiner ganzen Kraft und Energie für die Entwicklung Pasewalks einsetzen.