Sehr geehrter Herr Rodewald,
Ich beobachte Ihre Auftritte interessiert seit Anfang an, bin aber mittlerweile enttäuscht, weil keine einzige Positionen, für die Sie eintreten wollen, auch nur ansatzweise mal mit nachvollziehbaren Umsetzungsschritten oder Finanzierungsideen untersetzt wird.
Ich erwarte von einem Bürgermeister einfach mehr, als sich nur zu allgemeinen Positionen zu bekennen, die keinem weht tun. Es wird niemanden geben, der gegen eine gute Schulausstattung ist. Die zu lösende Aufgabe ist aber doch: wie soll das erreicht werden? Das Wie! Da kein Geld ungenutzt rumliegt, muss man eine Stelle benennen, an der man einspart, um zusätzlichen Gelder ausgeben zu können. Gerade eine gute Schulausstattung kostet richtig viel Geld zusätzlich zu den Geldern, die bereits ausgegeben werden.
Nicht falsch verstehen: ich bin sofort dabei, wenn es um Bildungsmöglichkeit für die Jüngsten geht. Mich stört einfach nur, dass Sie den Eindruck vermitteln, dass der Bürgermeister sich etwas wünschen könnte und sich daraufhin alles von selbst ergibt. Auf mich wirkt es daher trotz Ihres berufliche Backgrounds, dass Sie weder eine Vorstellung von der Komplexität städtischer Bauabsichten, noch irgendwelche Finanzierungsideen haben.
Ganz besonders enttäuscht bin ich über Ihren Beitrag, wo “an Einfluss verlierende Kreise” angeblich “viel” über Sie verbreiten würden. Ja, wer denn? Und was denn? Es mag ja sein, dass es Leute gibt, die aus persönlichen Gründen Unwahrheiten über Sie verbreiten. Aber umgekehrt, wenn ich mir anschaue, wie hier auf Facebook von “Ihren Kreisen” über echte oder angebliche Defizite Ihrer Mitbewerberin hergezogen wird, dann meine ich, dass Ihre nebulöse Beschwerde über die Schärfe der Diskussion unangebracht ist.
Menschen sind nicht immer fair in Ihrer Meinung! Und, wer die Hitze nicht verträgt, hat in der Küche nichts verloren! Also bitte nicht am Spielfeldrand über Unfairness klagen, sondern stattdessen mit konkreten Vorschlägen um den Sieg kämpfen.
Bei Ihrer Vorstellung im Unternehmerverein hatte ich es Ihnen bereits gesagt: ich finde es sehr, sehr mutig von Ihnen, sich dem Wahlkampf zu stellen. Das machte anfangs die Wahl interessant. Daher danke für Ihre Kandidatur. Auch stimme ich Ihnen zu, dass viele Entscheidungen der letzten 7 Jahre, aber auch der Jahre davor, aus heutiger Sicht nicht optimal waren. Sie haben recht, dass wir in Pasewalk zu wenig Rücksicht aufeinander nehmen, zu wenig einander zuhören und, dass der Tätigkeitsschwerpunkt eines Bürgermeisters zuallererst im Rathaus, dann in der Stadt und erst ganz zuletzt in Greifswald oder Schwerin sein sollte (obwohl auch das sehr wichtig ist).
Ja, Pasewalk kann mehr! Aber nun folge ich Ihrem Auftritt seit mehreren Wochen und bisher kam von Ihnen noch nicht ein einziger konkreter Vorschlag. Nicht einer! Wie wollen Sie denn Vereinsförderung “gerechter” machen? Was verstehen Sie denn überhaupt unter “gerecht”? Alle Vereine gleich oder nur große Vereine, Vereine mit Jugendförderung zuerst oder Vereine mit Ausstrahlungskraft? Ja, was denn? Welcher Verein bekommt mehr Geld? Und noch interessanter: welcher Verein bekommt dann weniger? (Auf zusätzliches Geld zu spekulieren ist unehrlich und naiv.) Welche Zukunftsperspektiven wollen Sie denn als Bürgermeister schaffen? Und wie??? Wie wollen Sie regionale Produkte fördern? Wie? Mit welchem Geld? Wie kann der Pasewalker Bürgermeister Einfluss auf die Qualität von Medizin vor Ort nehmen???
Viele Dinge, wie z.B. Medizin, regionales Einkaufen, Wettbewerbsgerechtigkeit (was soll das eigentlich sein?) liegen doch gar nicht im Einflussbereich eines Bürgermeisters. Und als Parteiloser müssen Sie in der Stadtvertretung mühsam für jeden Beschluss eine Mehrheiten herbeiorganisieren, weil Ihre Meinung ja nicht die Meinung der Stadtvertreter sein muss. Selbst der parteilose Rainer Dambach konnte auf Unterstützung der SPD, der Linken und später der WiP zählen. Mit welchen Fraktionen haben Sie denn Ihre Vorstellungen abgestimmt?
Der Bürgermeister ist kein Gutsherr, Demokratie bedeutet immer das Organisieren von Mehrheiten. Und kennen Sie überhaupt die Wertgrenzen eines Bürgermeisters, innerhalb denen er frei entscheiden darf?Mein Eindruck verfestigt sich, dass Sie gar keine Vorstellung von den Herausforderungen dieses Amtes haben. Und ja, das mag Sandra Nachtweih 2014 auch nicht gehabt haben, aber jetzt, im Jahre 2021 trifft dieser Malus auf die Bürgermeisterin nicht mehr zu und taugt daher als Gegenargument in diesem Wahlkampf nur bedingt.Ich könnte so jeden Ihrer “Standpunkte” der letzten Wochen zitieren: überall, ja wirklich überall bleiben Sie konkrete Ideen, Ansätze, Finanzierungsgedanken schuldig!
Das macht es für mich schwierig, mich bei der Wahl in 10 Tagen für den Kandidaten Rodewald zu entscheiden. Es gibt dann aber eine Sache, die mir die Entscheidung dann doch recht einfach macht: es ist Ihre (auf der Sitzung des Unternehmervereins geäußerte) Ablehnung des entstehenden Industriegebietes bei Franzfelde. In der Gemarkung Pasewalk, bei Franzfelde, entstehen erstmalig seit 30 Jahren substanzielle und nachhaltige Wachstumsimpulse für Pasewalk. Pasewalk ist seit der Wende immer nur geschrumpft (Wegfall Armee, Gropa, Schlachthof, Verlust Kreisstadtstatus). Durch das im Bau befindliche Industriegebiet haben wir eine konkrete Chance auf zunächst “nur” 30 und später mal Hunderte von Arbeitsplätzen! Das sind keine Visionen, sondern es befindet sich bereits in Umsetzung! Auf 156 Hektar und das hier ist der Anfang: https://goldbeck506.hi-res-cam.com/ .
Auf jedes Ihrer “Standpunkte” könnte dieses Industriegebiet die Lösung sein. Beispiele? Bitteschön: Jugendabwanderung stoppen? Interessante Jobangebote durch Industrieansiedlung! Entwicklung des Dienstleistungsgewerbes? Zieht eine Industrieansiedlung immer nach sich! Mehr Geld für Vereinsförderung? Durch Gewerbesteuereinnahmen der Industrieansiedlung! Neue Wohnungen für neue Familien? Industrieansiedlung bewirkt genau das als Folge. …Und Sie sind dagegen??? Tun so, als seien das nur Hirngespinste???
Fahren Sie einfach mal nach Franzfelde, dort wird im großen Umfang gebaut. Das ist die Zukunftschance für unsere Stadt. Hier wird Pasewalk konkret zeigen, dass es mehr kann!Schade, schade, schade, dass ich am 26. September dann doch leider keine Wahl habe, sondern mein Kreuz nur an einer Stelle setzen kann.
Hochachtungsvoll Rüdiger Behrendt